Zeit der Hoffnung – Der Advent als Erwartung der Wiederkunft Christi

Der Advent ist die liturgische Zeit der Vorbereitung auf das Kommen Gottes. Das bedeutet aber mehr als man denkt. Advent ist nicht nur die reine Erinnerung an die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem. Die Kirche richtet ihren Blick in dieser Zeit auch auf die endgültige Wiederkunft Christi am Ende der Zeiten. Diese doppelte Ausrichtung verbindet den Anfang mit dem Ende. In Vergangenheit, Gegenwart wie Zukunft ist nämlich das Handeln Gottes mit der Welt der rote Faden. Die Adventszeit ruft uns deshalb dazu auf, in wacher Erwartung zu leben und das Kommen Christi als geistliche Wirklichkeit im Alltag zu erfahren.

Biblische Grundlage der Erwartung

Die Bibel verankert die Erwartung der Wiederkunft Christi klar in prophetischer und apostolischer Perspektive. Bereits im Alten Testament kündigen die Propheten das Kommen des Herrn an, besonders bei Jesaja: „Siehe, dein König kommt zu dir, gerecht und siegreich“ (Jes 9,5). Das Kommen Gottes ist nicht auf die Geburt Jesu in Bethlehem beschränkt. Die Bilder verweisen auch auf das endgültige Erscheinen Christi in Herrlichkeit. Johannes der Täufer ruft in der Wüste: „Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade“ (Mk 1,3). Dieser Aufruf ist sowohl historisch als auch eschatologisch zu verstehen. Die Gläubigen werden aufgerufen, ihr Leben innerlich zu ordnen und bereit zu sein für das Kommen des Herrn in der Geschichte und am Ende der Zeiten.

Paulus betont die fortdauernde Erwartung: „Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,4). Das bedeutet, dass die Wiederkunft Christi nicht nur ein zukünftiges Ereignis ist, sondern dass wir als Gläubige im Hier und Jetzt die Perspektive der Ewigkeit einnehmen sollen. Deshalb ist der Advent keine passive Zeit der Erinnerung. Er ist eine aktive Vorbereitung, die Umkehr, Gebet und Gerechtigkeit umfasst. Die Schrift verbindet daher Erwartung mit Hoffnung und Ermahnung zugleich: Wachsamkeit und geistliche Bereitschaft sind zentrale Elemente, um das Kommen Christi nicht zu verpassen.

Dimensionen der Wachsamkeit

Advent fordert eine aktive geistliche Haltung der Wachsamkeit. Jesus selbst mahnt uns: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde“ (Mt 25,13). Wachen bedeutet jedoch nicht abwarten. Es bedeutet, mit ganzer Kraft da zu sein, aufmerksam und handlungsbereit. Für uns Christen ist Wachen verbunden mit der Aufforderung zu tätiger Nächstenliebe, Gebet und Umkehr. In der Liturgie der Adventssonntage, die Lesungen, Antiphonen und Gesänge spiegelt sich diese geistliche Dimension wider. Die Adventszeit bietet einen besonderen Raum im Jahr, die eigenen Lebensgewohnheiten zu prüfen und die Seele auf das Kommen Christi auszurichten.

Die Kirche erinnert mit den Evangelien und Lesungen daran, dass das Kommen Christi sowohl in der Geschichte als auch in der persönlichen Begegnung erfahren wird. „Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet“ (Lk 12,40). Advent lehrt, das Kommen Christi in allen Lebensbereichen zu erwarten – im Alltag, in den Herausforderungen des Glaubens und in der Hoffnung auf die endgültige Vollendung. Durch Buße, Gebet und tätige Nächstenliebe wird das Warten zu einem aktiven Mitvollzug des göttlichen Plans. So lernen wir, in der Spannung zwischen Gegenwart und Zukunft zu leben, im Bewusstsein, dass jeder Tag eine Gelegenheit bietet, Christus näherzukommen.

Advent als gelebte Erwartung

Die Adventszeit ist also mehr als Vorbereitung auf Weihnachten, mehr als eine Erinnerung an eine Geschichte; sie ist die gelebte Erwartung der Wiederkunft Christi. Wie der Psalmist schreibt: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade“ (Ps 119,105), leitet das Wort Gottes durch die Zeit des Wartens. Advent lehrt, in der Hoffnung zu leben, die Vergänglichkeit der Welt zu erkennen und das Kommen Christi in allen Dimensionen des Lebens zu erwarten. Und das nicht nur in dieser Zeit. Lass uns also wachsam sein!

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