
Die Gefahr für die Kirche geht heute weniger von außen aus. Es sind nicht die leeren Kirchen oder die abfallenden Gläubigen, die das größte Problem bilden. Oft wächst das eigentliche Übel aus dem Innern heraus: dem Priesterstand. Der Prophet Ezechiel warnt im Namen Gottes: „Weh den Hirten Israels, die sich selbst geweidet haben! (…) Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt, das Kranke habt ihr nicht geheilt, das Verletzte habt ihr nicht verbunden, das Vertriebene habt ihr nicht zurückgeholt, das Verlorene habt ihr nicht gesucht; mit Härte habt ihr sie niedergetreten und mit Gewalt.“ (Ez 34,2-4).
Natürlich gibt es auch wahre Priester, kostbare Perlen, die im Dienst Gottes glänzen und die Kirche aufrichten. Diese Perlen sind das lebendige Gegenbild zu jenen, die geistlichen Stillstand und persönliche Machtspiele pflegen, wodurch der Leib Christi von innen her zersetzt wird.

Geistlicher Stillstand – der versteckte Zerfall
Es ist eine bittere Wahrheit, dass manche Priester in der Gegenwart Gottes abgestumpft sind, ihre Berufung verleugnen und den Dienst nur noch als Routine empfinden. Paulus nennt als Voraussetzung folgendes: „Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!“ (Röm 12,11). Verblasst die innere Kraft, bricht der Bund des Priesters mit Gott und er wird zur Quelle von Verwirrung und Stillstand, die ganze Gemeinden lähmt. Die lebendigen Priester dagegen wirken als leuchtende Perlen, die aus einem Geist der Demut und Heiligkeit strahlen und die Kirche lebendig erhalten.
Doch der geistliche Stillstand ist nicht die einzige Gefahr. Wo die Sehnsucht nach Macht die Herzen verfinstert, wird die Kirche von innen unterwandert. Auch Laien, die fromme Priester vom Altar verdrängen wollen, sind dafür ein Beispiel. Gregor der Große schreibt in seinen Homilien zu den Evangelien: „Wer in der Kirche Macht sucht, verrät das Evangelium“. Wenn Priester das ihnen anvertraute Amt missbrauchen, um ihre eigenen Interessen zu fördern, wird die geistliche Ordnung zerrissen und die Einheit der Kirche beschädigt. Ein solcher Priester ist kein Hirte, sondern der wahre Zerstörer.

Machtinteressen im Klerus – das Gift der inneren Spaltung
Machtinteressen führen zu einem inneren Krieg, der oft im Verborgenen tobt, während die Kirche nach außen Einheit predigt. Johannes Paul II. mahnte, „dass die Kirche ein Zeichen der Einheit bleibt“. Priester, die um ihr persönliches Fortkommen kämpfen, säen Misstrauen und Spaltung – eine Gefahr, die kein äußerer Feind überwinden könnte. Diese selbstsüchtigen Priester entziehen sich der Verantwortung für das Heil der Gläubigen und hinterlassen eine Wunde im Leib Christi.
Gleichzeitig gibt es Priester, deren moralische Integrität leuchtet und die als echte Zeugen Christi gelten. Diese Perlen widerstehen der Versuchung zur Macht, leben in strenger Treue und sind der lebendige Beweis, dass wahre Führung aus Dienst und Hingabe erwächst. Sie führen einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen die falschen Hirten – und bleiben dennoch standhaft.

Das wahre Priestertum als Schlüssel zur Erneuerung
Das Priestertum baut die Kirche auf oder zerstört sie. Nicht laute Laien! Jesus hat es klar gesagt: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“ (Mt 20,26). Der heilige Augustinus warnt, dass ein Bischof oder Priester, der nur den Namen sucht, das Amt schon verloren hat: Nomen quaerit, non rem (Serm. 340A,6). Der Name ohne das Sein ist leer. Ein Hochmütiger sucht Beifall und Ehre, verliert aber die ontologische Wirklichkeit seines Amtes und damit sich selbst. Am Ende bleiben, wie Augustinus sagt, nur die wahren Priester – weil ein schlechter gar kein Priester ist.