Thomas von Aquin neu entdecken – Glaube, Vernunft und Verantwortung

Unter jungen Katholikinnen und Katholiken wächst das Interesse am heiligen Thomas von Aquin. Warum? Weil das Denken des Heiligen immer wieder zeigt, wie Glaube und Vernunft untrennbar verbunden sind. Für Thomas ist der Mensch durch seine Vernunft fähig, Gottes Spuren in der Welt zu erkennen, und zugleich angewiesen auf die Gnade, um das Geheimnis Gottes zu verstehen: „Jeder menschliche Akt also, der dem freien Willen unterliegt, kann verdienstvoll sein, wenn er auf Gott bezogen ist“ (STh II-II,2,9).

Das Zusammenspiel von Denken und Glauben eröffnet jungen Menschen Orientierung und Sinn in einer Zeit, die oft von Skepsis und oberflächlichen Meinungen geprägt ist. Jesu Wort „Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh 8,32) beschreibt den Anspruch, den Thomas umsetzt: Wahrheit erkennen, sie verstehen und das Leben danach ausrichten.

Denken, das den Glauben trägt

Thomas versteht den Menschen als Suchenden, der mit Vernunft und Herz unterwegs ist. Paulus schreibt: „Seit Erschaffung der Welt wird nämlich seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm 1,20). In der Betrachtung der Schöpfung lässt sich also Gottes Wirken erkennen. Thomas präzisiert Paulus: „Die Gnade setzt die Natur voraus und vollendet sie“ (STh I,1,8 ad 2). Unser Verstand erschließt Wege, auf denen der Glaube wachsen kann, und die Gnade offenbart die Tiefe des göttlichen Geheimnisses. So zeigt sich, dass Denken und Glauben einander befördern.

Für Thomas ist die höchste menschliche Tätigkeit das Nachdenken über Gott selbst (STh I,1,1). Das Zusammenspiel von Vernunft und Glauben macht Gottes Wahrheit über das Denken erfahrbar, während der Glaube das Herz leitet und Orientierung im Leben gibt. Zweifel wird dabei nicht als Bedrohung gesehen. Im Gegenteil: Thomas versteht Zweifel als Anstoß, den Glauben geistlich und vernünftig zu vertiefen.

Tugendethik als Wegweiser

Der Heilige bietet auch für ethische Fragen Orientierung. Das Gute beschreibt Thomas als Ziel allen menschlichen Strebens: „Gut ist, wonach alles sich sehnt“ und „Gutsein und Existieren sind der Wirklichkeit nach ein und dasselbe; nur die Vernunft macht da einen Unterschied“ (STh I,5,1). Tugenden bilden die Fähigkeit, die unserer Vernunft helfen, das Gute zu erkennen und im Alltag gerne umzusetzen. Thomistische Ethik schärft das Urteilen, ohne es an abstrakte Regeln zu binden, und zeigt Wege, Verantwortung bewusst zu übernehmen.

Thomas von Aquin macht deutlich, dass moralisches Handeln aus der Einsicht in das Gute, der Ordnung der Natur und dem Gewissen entsteht (STh I-II,94,2). Tugenden wie Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung befähigen den Menschen, das Gute zu erkennen und zu tun, während der Glaube das Herz in Gott gründet. So richtet sich das Leben nach der Wahrheit Gottes, die der Mensch mit Verstand und Willen erfassen kann. Für junge Katholiken entsteht daraus ein Maßstab, der Orientierung bietet und das Leben am Glauben ausrichtet.

Ein Lehrer für kommende Generationen

Das neue Interesse an Thomas von Aquin zeigt, dass seine Gedanken nicht nur geschichtlich bedeutsam sind, sondern auch heute Orientierung geben. In der Einheit von Vernunft, Glaube und Gewissen finden junge Menschen einen Maßstab, um Welt, Glauben und eigenes Handeln zu verstehen.

Mit Thomas’ Hilfe wird das Leben nach der Wahrheit Gottes ausgerichtet und nicht nach Meinungen oder äußeren Zwängen. Der Heilige bleibt damit ein Lehrer, dessen Denken jungen Katholikinnen und Katholiken heute hilft, ihr Leben geistlich, verantwortet und klar zu gestalten. Sein Erbe lädt uns ein, das eigene Handeln bewusst zu prüfen, die eigenen Wünsche zu ordnen und in allem Gott näherzukommen.

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