
Die Sakramente erscheinen in unserer Zeit oft fremd. Beichte, Eucharistie, Ehe – sie fordern uns auf, innezuhalten, genauer hinzuschauen und über das eigene Leben hinaus zu denken. In der Welt, die schnelle Antworten und klare Nutzenkalkulationen schätzt, wirkt das sehr irritierend. „Denn nicht in Worten erweist sich die Herrschaft Gottes, sondern in der Kraft“ (1 Kor 4,20). Die Kraft der Sakramente zeigt sich nicht darin, dass sie bequem oder verständlich sind. Sie zeigt sich, indem sie uns berühren, verändern und in eine andere Wirklichkeit führt – eine Wirklichkeit, die nicht wir selbst, sondern Gott selbst bestimmt.
Fremdheit, die Gnade zeigt
Die Sakramente folgen nicht den Maßstäben von Effizienz, Komfort oder Selbstbestimmung. Sie entspringen der Ordnung Gottes selbst und sind in höchster Form ein Teil davon. In der Andersartigkeit zeigen sie ihre Wahrheit. „Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“, sagte der heilige Augustinus. Sakramente wirken in unserer Unruhe, sie lassen sich nicht vereinnahmen und lassen uns spüren, dass wir auf Gott hin leben müssen, um inneren Frieden zu erlangen.

Jedes der Sakramente eröffnet eine Begegnung und baut quasi eine Brücke, die uns in Beziehung zu Gott und zueinander stellt. Sie schaffen Räume der Nähe, der Vergebung und der Stärkung, die sich der Logik der Welt entziehen. Sie fordern Aufmerksamkeit, Vertrauen und Offenheit – alles Attribute, in denen Gnade wachsen kann. Wer sie ernst nimmt, wird in einer Weise berührt, die nichts mit Selbstverwirklichung oder Nützlichkeit zu tun hat. Gott selbst verwandelt durch unsere Annahme der Sakramente unser Herz.
Sakramente als stete Herausforderung
Sakramente sprechen unser ganzes Leben an. Sie ordnen nicht nur einzelne Momente. Das ganze Sein des Menschen – die Zeit, die Beziehungen und die Orientierung des Herzens – setzen sie unter Gottes Ordnung. „Weise mir, HERR, den Weg deiner Gesetze! Ich will ihn bewahren bis ans Ende“ (Ps 119,33). Wahre Freiheit liegt nicht darin, alles selbst zu gestalten, sondern darin, sich der Gnade, die im Sakrament sichtbar ist, anzuvertrauen und die eigenen Möglichkeiten in Gottes Wirklichkeit einzuordnen.
Ihre Andersartigkeit zeigt sich darin, dass sie uns einladen, unsere Gewohnheiten zu öffnen und bereit zu sein für Veränderung. Eine Einladung, die sanft ist; sie fordert, ohne zu erzwingen, und offenbart eine Tiefe, die über unser gewohntes Denken hinausgeht.

Gnade, die bleibt
Sakramente wirken andersartig, weil sie Gnade schenken, die sich nicht vereinnahmen lässt. Sie passen nicht in die Berechnungen des Zeitgeistes. Wer sich auf Sakramente einlässt, betritt Räume, die nicht von unseren Erwartungen gesteuert werden. Hier schenkt sich Gott, hier wirkt seine Liebe, und von ihm werden diese Räume getragen, nicht von der Welt. Dort begegnet uns eine Wirklichkeit, die trägt, ausrichtet und Ruhe schenkt – eine Wirklichkeit, die nicht nur Gottes Größe zeigt, sondern in der wir menschlich wachsen, Heil erfahren und auf die Gnade antworten können.