Österliche Freude – Die Freude, die nicht gesucht wurde

Mai 26, 2025

Die Auferstehung überfällt die Jünger. Niemand hatte sie erwartet. Jesus trifft die Jünger unvorbereitet. Trotz der Worte Jesu (Mk 8,31) war ihr Denken auf Tod und Scheitern fixiert. Und ihre Hoffnung lag in der Vergangenheit: „Wir aber hatten gehofft…“ (Lk 24,21). Freude war kein Ziel mehr. Was die Jünger mit dem Auferstandenen erlebten, ist keine Rückkehr zu einem verlorenen Glauben. Es ist eine Zuwendung des Auferstandenen, die jeden menschlichen Horizont übersteigt.

Erkennen mit dem Herzen

Die österliche Freude ist kein psychologischer Zustand. Sie wird nicht geplant. Sie wird geschenkt. Als Maria von Magdala den Herrn erkennt, kehrt sie nicht mit theologischen Erklärungen zu den Jüngern zurück. Sie kehrt zurück mit einem einfachen Bekenntnis: „Ich habe den Herrn gesehen“ (Joh 20,18).

Der Auferstandene erscheint in der vertrauten Nähe des Alltäglichen. Er kommt durch verschlossene Türen (Joh 20,19), isst ein Stück gebratenen Fisch (Lk 24,42), bricht das Brot (Lk 24,30), er nennt den Namen (Joh 20,16), zeigt die Wunden (Joh 20,20). Er beweist nichts, er begegnet nur. Die Freude, die daraus wächst, ist die Antwort des Herzens – ein inneres Erkennen, das von der Gegenwart Jesu durchdrungen wird.

Diese Freude kennt auch die Wunde. Sie blendet weder Tod noch Zweifel aus, weil sie den Grund des Menschen berührt. Deshalb ist sie echt. Der Glaube an die Auferstehung wandelt nicht nur die Sicht auf Jesus, sondern den ganzen Blick auf die Welt. Christus stellt nicht alles wieder her – er schafft alles neu.

Freude, die sendet

„Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21). Mit diesen Worten tritt der Auferstandene in die Mitte der versammelten Jünger. Was aus Angst verschlossen war, wird durch seine Gegenwart geöffnet. Die Freude ist eine göttliche Kraft der Bewegung. Sie führt aus der Enge in die Sendung. Petrus steht auf, spricht mit Freimut (Apg 2,14), ohne eigene Stärke, aber erfüllt vom Geist: „Als sie den Freimut des Petrus und des Johannes sahen und merkten, dass es ungebildete und einfache Leute waren, wunderten sie sich. Sie erkannten sie als Jünger Jesu, sahen aber auch, dass der Geheilte bei ihnen stand“ (Apg 4,13-14).

Die österliche Freude ist nicht weltlich. Sie ist kein Triumph. Sie ist „Frucht des Geistes“ (Gal 5,22). Und diese Freude ist unbesiegbar, weil sie nicht aus der Welt stammt. Nichts und niemand kann sie einem nehmen, ja selbst im Angesicht des Todes wird sie nicht weichen: „dann wird euer Herz sich freuen und niemand nimmt euch eure Freude“ (Joh 16,22). Denn sie wird durch die bleibende Gegenwart des Heiligen Geistes gehalten, der vom Auferstandenen ausgeht.

Die Kirche als Raum der Freude

Die österliche Freude ist nicht von kurzer Dauer oder einmalig. Sie ist Grundgestalt der Kirche. In jeder Eucharistie bekennen wir sie: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir“. Die Liturgie ist keine bloße Erinnerung an die Freude der Jünger. Sie ist reale Teilhabe am österlichen Geheimnis. Der Sonntag – dies Domini – ist seit der Urkirche der Tag der Freude (Offb 1,10). Hier wird nicht eine alte Hoffnung konserviert, sondern das neue Leben gefeiert, das Christus in seine Kirche eingeschrieben hat.

Wer mit dem Auferstandenen geht, lebt in göttlicher Tiefe. Diese Freude ist immer bleibend: „Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück“ (Lk 24,52).

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