Mitten unter uns – Das Reich Gottes ist jetzt da!

Mai 23, 2025

Jesus hat das Reich Gottes angekündigt als Wirklichkeit, die mit ihm gegenwärtig ist. „Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lk 17,21) – diese Zusage durchzieht seine ganze Verkündigung. Von Anfang an lebt er aus der Überzeugung, dass der Vater gegenwärtig handelt, dass die Zeit erfüllt ist (Mk 1,15), dass jetzt der Augenblick der Entscheidung für jeden von uns gekommen ist. Das Reich Gottes ist kein fernes Ziel. Es ist die Nähe Gottes selbst.

Die Gegenwart ist nicht statisch oder vollständig sichtbar, aber sie ist real. Das Reich Gottes kommt in verborgener Weise, es wächst wie ein Same, den man nicht sofort sieht (Mk 4,26–29). Doch es ist da. Schon jetzt. Die Auferstehung Jesu ist darum keine Neubegründung des Reiches Gottes, sondern die Bekräftigung dessen, was er immer gelebt und verkündet hat: dass der Himmel offensteht, dass der Vater da ist, dass das göttliche Leben zugänglich ist – im Glauben, im Hören, in der Nachfolge.

Vierzig Tage

Nach der Auferstehung erscheint Jesus seinen Jüngern vierzig Tage lang. Die Zeit des Auferstandenen ist kein Nachspiel und keine Warteschleife auf Pfingsten. Es ist eine eigene Zeit: die Zeit der Bekräftigung, der Reifung des Glaubens und der Einübung in die neue Weise der Gegenwart. „Vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen“ (Apg 1,3). Nicht, um neue Lehren zu geben, sondern um die Augen des Herzens zu öffnen. Was Jesus in seinem öffentlichen Leben gezeigt hat, wird jetzt durch seine verwandelte Gegenwart erschlossen.

Die Zahl vierzig ist nicht willkürlich. Sie verweist auf Zeiten der Prüfung und Neuorientierung: Vierzig Tage Regen, bis die Erde neu beginnen kann (Gen 7,12). Vierzig Jahre Wüste, bis Israel das gelobte Land betritt (Dtn 8,2). Vierzig Tage Fasten, bevor Jesus öffentlich wirkt (Mt 4,2). Die vierzig Tage nach Ostern stehen in dieser Linie: eine Zeit der Läuterung, des Hörens, des Umdenkens.

Jesus belehrt die Jünger nicht systematisch. Er isst mit ihnen (Lk 24,43), zeigt seine Wunden (Joh 20,27), begleitet sie auf dem Weg, ohne sich sofort erkennen zu geben (Lk 24,16). Seine Nähe ist wirklich, aber nicht mehr ganz greifbar. Er verweilt, aber nicht dauerhaft. Er zeigt sich – und entzieht sich wieder. In Emmaus erkennen ihn die Jünger im Brotbrechen, doch „er entschwand ihren Blicken“ (Lk 24,31). Sie sollen lernen zu glauben, ohne zu sehen (Joh 20,29). Sie sollen verstehen: Das Reich Gottes ist jetzt da! Es gibt keinen Beweis, außer durch das Sehen mit dem Herzen: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete?“ (Lk 24,32)

Gegenwart in Sendung

Die Himmelfahrt ist nicht das Verschwinden Jesu. Er zieht sich nicht zurück, sondern nimmt den Platz ein, der ihm von Anfang an gehört: zur Rechten des Vaters. Diese Herrschaft bleibt nicht gebunden an einen Ort. Ihre Gegenwart wird in der Kirche, in der Sendung und im Glauben sichtbar.

So sind die vierzig Tage nach Ostern keine Zwischenzeit. Sie sind eine Zeit der Begegnung, der Wandlung, der Entscheidung. Eine Schule des Sehens – für jene, die bereit sind, sich vom Auferstandenen senden zu lassen.

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