Autor: Lukasz Holfeld
Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Katholisch leben im Kleinen – Der Alltag als heiliger Ort

Wo ein Mensch wohnt, lebt, denkt und handelt, dort wird auch sein Glaube sichtbar, wenn auch nicht immer bewusst oder ausdrücklich – doch der Raum, den er gestaltet, spiegelt immer auch, was er glaubt, was ihm wichtig ist und in welcher Haltung er lebt. Auch der katholische Glaube kennt keinen Gegensatz zwischen Alltag und heiligem Leben. Die Menschwerdung Christi zeigt uns, dass Gott nicht am Rand stehen will. Er tritt ein in das, was wir das Normale nennen. „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Damit wird jedes „unter uns“, jeder Ort, an dem ein Christ lebt, potenziell zum Ort der Begegnung mit Ihm.
Der Wohnraum als Raum geistlicher Beziehung
Wohnungen sind Orte, an denen Menschen miteinander leben, ihre Gedanken ordnen, Entscheidungen treffen, Konflikte austragen und Ruhe suchen. Auch das, was der Mensch glaubt und was ihm Hoffnung gibt, zeigt sich in Wohnräumen. Der Glaube der frühen Christen hatte seinen Ort auch im Zuhause. Nicht als eine Alternative zur Kirche, sondern als Fortsetzung im alltäglichen Leben. In der Apostelgeschichte heißt es: „Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens“ (Apg 2,46).
Das zeigt sich bis heute in der Praxis der Wohnungssegnung. Wenn der Priester zu Beginn des Jahres Häuser segnet, wird nicht ein Ding, keine leblosen Steine geheiligt. Hier wird ein Lebensraum unter das Zeichen Christi gestellt. Das hat eine theologische Logik: Wer glaubt, dass Gott Wohnung beim Menschen nimmt, bereitet ihm auch einen Raum. Auch das Aufstellen eines Kreuzes, das bewusste Einrichten eines Gebetsplatzes oder das Still-werden beim Anzünden einer Kerze sind Ausdruck dieser Haltung. Und „selig, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben“ (Ps 84,5).

Die Zeit des Alltags geistlich ordnen
Auch die Struktur des Tages kann geistlich geprägt sein, ohne dabei künstlich zu wirken. Christen sind nicht nur am Sonntag Gläubige. Wir leben den ganzen Tag in der Gegenwart Gottes, wenn wir uns dessen bewusst werden. Der Epheserbrief bringt es auf den Punkt: „Nutzt die Zeit, denn die Tage sind böse“ (Eph 5,16). Damit ist ein bewusstes Leben gemeint: Die Zeit soll nicht zerrinnen. Man soll sich nicht mit nutzlosen Dingen und Glaubensformen beschäftigen und diesen Raum geben. Das Ziel jedes Menschenlebens ist, in Beziehung mit Gott zu treten.
Dazu braucht es keine großen Rituale. Ein Gebet nach dem Aufstehen, das Kreuzzeichen vor dem Essen, ein Moment der Stille am Abend – das sind Formen geistlicher Ordnung, die helfen, den Alltag nicht zu verlieren. „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“ (Koh 3,1). Wer die Zeiten nicht nur funktional füllt, sondern auch geistlich wahrnimmt, lebt den Glauben authentisch und durchgängig.
Die unscheinbare Treue des Alltags
Der Alltag wird nicht heilig, weil er besonders ist. Er wird heilig, weil er Gott nicht ausschließt. Wir Christen glauben, dass Christus mitten unter uns ist: im Sakrament. Aber auch im einfachen Tun ist Er anwesend. Der Prophet Sacharja beschreibt die Normalität der Gegenwart Gottes mit einem unscheinbaren Bild: „An jenem Tag wird auf den Pferdeschellen stehen: Dem HERRN heilig; und die Kessel im Haus des HERRN werden wie die Opferschalen vor dem Altar gelten“ (Sach 14,20). Das Heilige schreibt sich in das Alltägliche. Wer seine Wohnung, seinen Tagesablauf und sein Herz mit dieser Haltung gestaltet, lebt im Kern des katholischen Glaubens.
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