
Wenn wir auf die Welt schauen, sehen wir oft nur Mühsal, Regeln und Sorgen. Oft übersehen wir die Momente, die uns lächeln lassen, die unser Herz leicht machen. Haben Sie schon einmal bewusst einen Regenbogen nach einem Gewitter betrachtet? Oder das unbeschwerte Lachen eines Kindes gehört, das Ihnen ein kleines Staunen ins Herz legt? Mag das schwärmerisch klingen, ja emotional, doch selbst die Weisheit sagt von sich: „Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit“ (Spr 8,30). Freude ist von Anfang an in Gottes Plan eingewebt. Wir dürfen sie entdecken, genießen und daran teilhaben.
Freude in den Werken Gottes
Schauen wir genauer hin, entdecken wir Gottes Freude überall in der Schöpfung. Wir erleben sie, wenn Vögel fröhlich zwitschern, wenn das Wasser eines Bachs glitzert oder wenn wir das komische Watscheln einer Ente beobachten. Ja selbst „der HERR freue sich seiner Werke“ (Ps 104,31). Jedes Staunen und jedes kleine Lächeln, das wir dabei spüren, sind ein Spiegel genau dieser Freude Gottes.
Auch die scheinbar kleinen Dinge zeigen uns, wie Gott die Welt mit Leichtigkeit gefüllt hat. Eine Ziege, die unbeirrt einen steilen Hang erklimmt, oder das unerwartete Muster von Wolken am Himmel – wir lächeln, staunen, und wir merken dabei: Hier hat Gott seine Freude hineingelegt. Thomas von Aquin sagt, dass die Vollkommenheit der Schöpfung gerade in ihrer Vielfalt liegt (z.B. in Summa Theologiae, I, q. 47, a.3). Auch Überraschung, Spielerisches und manchmal lustiges gehört dazu. Und mag das seltsam klingen, aber wenn wir lachen und fröhlich sind, nehmen wir aktiv am Gottes Plan teil.

Freude im Wirken Jesu
Jesus selbst zeigt uns, dass Freude und Glauben zusammengehören. Denken wir an die Hochzeit in Kana, wo er Wasser in Wein verwandelt (Joh 2,1–11). Das erste Wunder im Johannesevangelium! Wir sehen also: Gott liebt Feste, Gemeinschaft und Freude. Glaube ist nicht zuerst Verzicht oder Schwere, sondern Teilhabe an dieser Freude – wir dürfen sie erleben, sie teilen und weitergeben.
Und auch in seinen Gleichnissen spricht Jesus von Freude. Erinnern wir uns an den verlorenen Sohn. Der Vater empfängt ihn mit offenen Armen und ruft: „Wir wollen essen und fröhlich sein“ (Lk 15,23). Können Sie sich vorstellen, wie dieses Fest lebendig wird? Die Freude springt auf uns über, Herzen öffnen sich, und wir spüren: Gottes Nähe bringt eine Leichtigkeit, die einen trägt, selbst wenn das Leben schwer wird. Wenn wir uns auf Gott einlassen, erleben wir diese Freude in unserem Alltag – sie macht uns frei und lässt uns aufatmen. Aber am wichtigsten ist: Sie verbindet uns miteinander.

Freude als Zeichen des Glaubens
„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ (Phil 4,4) fordert Paulus ausdrücklich. Das ist keine Sache der Unmöglichkeit. Denn Gottes Freude können wir im Alltag entdecken. Wenn wir lachen, staunen, die Welt bewusst wahrnehmen, wenn wir uns Zeit nehmen, die kleinen Wunder um uns herum zu sehen, dann zeigen wir, dass Gottes Freude in uns lebt. Sie ist kein oberflächlicher Spaß, sondern Ausdruck unserer Geborgenheit in Gott.
Leben mit Gott ist ein Fest. Lass uns diese Freude entdecken und sie sichtbar werden lassen – in jedem Lächeln und in jeder Begegnung.