Essen und Trinken – wo der Glaube in den Leib greift

Juni 23, 2025

Essen und Trinken gehören zu den Grundbedürfnissen aller Lebewesen. So natürlich auch des Menschen. Was der Mensch isst, zeigt aber auch, woran er glaubt. Und in einer Welt, die Religion für überflüssig hält, wird nicht selten das Essen selbst religiös aufgeladen. Plötzlich geht es um Reinheit, Verzicht, Schuld und Erlösung. Leider nicht im Blick auf Gott, sondern zu oft auf den eigenen Körper, auf das Klima oder auf das bloße Wohlgefühl.

Vorschriften ohne Gnade

Es gibt heute kaum noch eine Mahlzeit, die nicht mit irgendeiner Ideologie überzogen ist. Die einen zählen Kalorien, die anderen Tiere. Der eine achtet auf CO₂, die andere auf den Blutzuckerspiegel. Dazwischen steht ein Mensch, der nicht mehr weiß, was er essen darf, ohne sich schuldig zu fühlen.

Die Schrift hat dafür klare Worte: „Sie (…) fordern den Verzicht auf bestimmte Speisen, die Gott doch dazu geschaffen hat, dass die, die zum Glauben und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt sind, sie mit Danksagung zu sich nehmen. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Dank genossen wird; es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch das Gebet.“ (1 Tim 4,3–5). Wo Gott jedoch als Geber ausgeblendet wird, fängt der Mensch an, sich selbst zu erlösen – hier über den Magen.

Die verschiedenen neuen Essensregeln wirken harmlos, mutieren aber oft zu einer Ideologie. Wer vegan lebt, lebt nicht selten auch moralisch überlegen. Wer “bio“ kauft, wird schnell zum Richter über andere. Geht es hier noch um Ernährung, oder doch nicht um eine bestimmte Identität? Und genau da versagt der moderne Mensch: Er ersetzt Gnade durch Disziplin und Schuldvergebung durch Ernährungsregeln. Der Körper wird zwar als Tempel wahrgenommen – aber nicht Gottes, sondern des eigenen Egos. „Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein“ (Mt 15,11). Das sagte Jesus in einer Welt voller Speisegebote. Seine Botschaft bleibt immer aktuell: Essen ist kein Heilsmittel.

Der Leib braucht mehr als Nährstoffe

Viele, die sich ums Essen kreisen, tun das nicht wirklich aus Überzeugung. Es ist die Angst, die sie treibt. Angst vor Krankheit, vor Kontrollverlust oder vor Versagen. Man isst “clean“, fastet “intervall“, verzichtet “bewusst“ – aber innerlich bleibt man doch weiterhin leer. Theologisch gesehen ist das eine Form der Askese ohne Ziel, bzw. diese Askese formt den Menschen nicht in die Wahrheit Gottes, sondern in sich selbst zurück. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt“ (Mt 4,4). Wer das vergisst, wird beim Essen unfrei, auch wenn er es Freiheit nennt.

Der Glaube gibt dem Essen seinen Platz zurück. Es ist Gabe und nicht Mittel zur Selbstkontrolle. Es ist Gemeinschaft und nicht Bühne des Egos. Wer aus dem Glauben und der Eucharistie lebt, muss nicht ständig neu definieren, was erlaubt ist und was nicht. „Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ (1 Kor 10,31). Dieser Satz richtet den Blick weg vom eigenen Ego und hin zu Gott. Er sagt: Du musst dich nicht ständig selbst beweisen. Du musst dich nicht über Leistung oder Verzicht definieren. Und schon gar nicht durchs Essen oder Trinken! Wer aus der Liebe Gottes lebt, lebt aus einer ganz anderen Fülle. Nicht aus dem, was auf dem Teller liegt, und nicht aus Konsum oder Kontrolle.

Um es einfacher zu sagen: Nicht alles ist sinnvoll, und nicht alles ist heilsam. Was Gott ehrt, genügt vollkommen, denn wer Gott im Alltag dankt und dient – beim Essen, Trinken, Arbeiten oder Ruhen –, der findet Orientierung, Heilung und Freiheit zugleich.

Der Mensch lebt von der Gabe, nicht vom Maß

Der Glaube macht das Essen nicht bedeutungslos. Er ordnet es ein. Christus hat nicht nur Brot gebrochen. Er hat sich selbst gegeben! Wir brauchen keine Reinheitsregeln, um gut zu sein. „Und es geschah, als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen“ (Lk 24,30). Das bleibt unser christlicher Maßstab. Nicht der eigene Teller entscheidet über das Heil, sondern die Frage, ob man das Brot aus Seiner Hand empfängt – und ob man es teilt.

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