Die Wahrheit tut weh – Warum der moderne Katholik Angst vor klaren Worten hat

Christus ist nicht gekommen, um uns Menschen in Ruhe zu lassen. Nein, Gott ist Mensch geworden, um uns aus unserer Ruhe aufzuschrecken. „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10,34). Die härtesten Worte des Evangeliums treffen diejenigen, die denken, sie seien schon „okay“ und müssten sich nicht ändern. Wahrheit ist nicht gemütlich. Ganz im Gegenteil: Wahrheit drängt zur Entscheidung. Sie bringt Licht, und dieses Licht deckt alles Dunkel auf. Dabei zerstört die Wahrheit Illusionen, bricht falsche Sicherheiten und legt das Herz offen. Kurz: Wahrheit kann weh tun!

Genau davor fürchten sich viele moderne Katholiken. Sie suchen ein Evangelium, das beruhigt, aber nicht ein Evangelium, das befreit. Man will Bestätigung und nicht Umkehr.

Die weichgespülte Botschaft

Die Predigt vieler Kirchen ist glattgezogen. Sie ist ein Klangteppich, der niemandem wehtun darf. Paulus hat diese Zeit vorausgesagt: „Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Begierden Lehrer sucht, um sich die Ohren zu kitzeln“ (2 Tim 4,3). Heute ist es nicht anders. Man hört Predigten, in denen alles willkommen ist, alles gut klingt, jedoch alles unbestimmt bleibt. „Gott liebt dich“, heißt es. Aber niemand sagt: Gott richtet dich auch. Gemeinschaft wird gepriesen, doch schmerzhafte Umkehr wird verschwiegen. Schuld wird zu einer Frage der eigenen Perspektive erklärt, und der Himmel wird zum allgemeinen Wohlfühlraum umgedeutet.

So entsteht ein Christentum ohne Kanten und Konturen. Ein Evangelium ohne Kreuz. Eine Kirche, die lieber schweigt, als konkret zu werden. Doch was bleibt von einer Botschaft, die nie heilt? Sie wird harmlos und belanglos. Man fürchtet sich vor dem „Brennen und Schneiden“ des Arztes. Aber manchmal ist dies notwendig für Rettung. Christus hat nicht gesagt: „Bleibt, wie ihr seid.“ Er hat gesagt: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Wo dieser Ruf verstummt, verliert die Kirche ihre Stimme.

Die Zumutung der Wahrheit

Wahrheit ist kein Trostpflaster. Sie ist ein Skalpell, das ins Fleisch schneidet. „Denn lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens“ (Hebr 4,12). Es dringt dorthin, wo niemand hinwill. Denn Wahrheit stellt bloß. Darum wollen viele Katholiken sie nicht hören, weil man nicht mehr so weitermachen kann wie bisher. Die Wahrheit zwingt zur Entscheidung: Entweder Christus oder die Lüge. Entweder echte Nachfolge oder aufgeblasener Selbstbetrug.

Die Menschen wollen Licht, das wärmt, aber nicht Licht, das aufdeckt. Sie wünschen sich Christus als Freund und Begleiter, aber nicht als Richter, der ihr Leben prüft. Religion wird als moralische Stütze angesehen, jedoch nicht als Autorität, die Entscheidungen erfordert. Vor allem will man aber ein Evangelium, das nicht korrigiert und niemandem weh tut. Doch ein Christus, der meine Sünde nicht richtet, kann mich auch nicht retten. Wahrheit, die niemandem wehtun kann, ist keine volle Wahrheit.

Wahrheit, die befreit

Die Wahrheit nimmt falsche Sicherheiten, zerstört billige Frömmigkeit und entlarvt einen Glauben, der nichts kostet. Jesus sagte, dass „die Wahrheit“ uns „befreien“ wird (Joh 8,32). Denn echte Freiheit tötet das alte, sündhafte Ich. Sie nimmt dem Menschen seine Lügen und zerstört jede Selbstrechtfertigung. Nur wer bereit ist, das eigene Ich hinter sich zu lassen, kann wirklich neu geboren werden. Paulus macht dies deutlich: „Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln“ (Röm 6,4).

Die Kirche sucht oft sichere Worte, freundliche Programme und unverbindliche Begegnungen, die das Evangelium weichzeichnen. Damit verliert sie ihre Stimme. Doch wer Angst vor klaren Worten hat, fürchtet in Wahrheit Christus selbst.

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