Die Vollendung – Hoffnung und Orientierung im November

Der Monat November führt die Kirche an die Schwelle zwischen Gegenwart und Zukunft. Denn in diesem Monat richtet sich der Blick besonders auf die Vollendung, die Gott jedem bereitet. Wir Christen leben aus der Gewissheit, dass die Wirklichkeit Gottes in Christus jetzt bereits begonnen hat, dass sie aber noch nicht abgeschlossen ist, oder besser, im Werden. „Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Joh 14,3). Christus hat dies zugesagt und damit unsere Hoffnung auf ein Ziel gerichtet, das Gott selbst bereitet. Diesen Weg ist er uns allen vorgegangen. Der November lädt uns dazu ein, die Hoffnung auf Vollendung bei Gott bewusst in das eigene Leben hineinzunehmen.

Die Zukunft Gottes

Christliche Erwartung gründet auf dem Vertrauen, dass Gottes Verheißungen Realität werden. Der heilige Paulus beschreibt sein eigenes Streben nach der Vollendung mit tiefem Vertrauen: „Ich habe das Verlangen, aufzubrechen und bei Christus zu sein – um wie viel besser wäre das!“ (Phil 1,23). Das Leben mit Christus ist unser Ziel und Orientierung zugleich. Sein ganzes Leben gibt uns wahre Hoffnung, die das irdische Leben nicht entwertet, sondern ihm Richtung gibt.

Das Gedenken der Verstorbenen im November eröffnet eine geistlich besondere Dimension: die Vollendung. „Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1 Joh 3,2), sagt die Schrift dazu.

Die christliche Vollendung ist auch nicht abstrakt, sondern hat eine konkrete Wirkung auf das Leben und sein Ziel. Das Gebet für die Verstorbenen zeigt, dass die Kirche als Gemeinschaft nicht am Tod endet. Indem die Lebenden für die Verstorbenen beten, erfahren sie die Gegenwart Gottes und die Verbundenheit der Gläubigen über Tod und Zeit hinaus. Auf diese Weise wird die Verheißung Gottes greifbar: Die Hoffnung auf ewige Gemeinschaft mit Christus wird praktisch erfahrbar und nicht nur gedacht.

Die christliche Hoffnung ist also nicht passiv. Sie eröffnet die Möglichkeit, das eigene Leben bewusst in die Dynamik der Vollendung hineinzustellen. In dieser Perspektive lebend erkennt man im Gedenken, im Gebet und in den Entscheidungen des Alltags Zeichen der kommenden Wirklichkeit Gottes.

Die Vollendung als Auftrag im Leben

Die Erwartung der Zukunft Gottes wirkt unmittelbar auf das eigene Handeln. Christus verbindet Hoffnung und Verantwortung: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Die Erwartung auf die Vollendung ist aktiv und zeigt sich, indem Liebe und Verantwortung in die Welt getragen werden. Die ethische Wirkung zeigt sich dann im alltäglichen Umgang mit Menschen und Umwelt, im Blick auf die Schwachen und im Engagement für das Gute.

Wer sein Ziel in Gott findet, lebt in Freiheit und Klarheit, denn die Orientierung auf Gottes Vollendung ordnet das menschliche Handeln ganzheitlich. Das Gebet für die Verstorbenen ist eine konkrete Praxis der bewussten Orientierung auf Gott: Es zeigt, dass die Kirche als Gemeinschaft über den Tod hinaus besteht. Gleichzeitig erinnert es die Lebenden daran, Verantwortung zu übernehmen, weil ihre Handlungen in der Gegenwart Teil der fortdauernden Gemeinschaft mit Gott sind. So verbindet das Gebet Vertrauen auf Gottes Zukunft mit gelebter Verantwortung.

Vollendung als Orientierung

„Seht, ich mache alles neu“ (Offb 21,5). Vollendung ist nicht ungewiss. Sie gibt dem Leben Richtung, weil sie einen festen Maßstab vorgibt. Erwartung ist auch keine passive Haltung, sondern eine Orientierung, die Gebet, Hoffnung und Handeln miteinander verbindet. Der November erinnert uns daran, dass das Leben auf ein Ziel hin ausgerichtet werden soll. Und es ist die Vollendung bei Gott, die ein Kompass ist, der das Leben ordnet, Entscheidungen prägt und das Herz auf Christus hin öffnet. Nur so gewinnt der Alltag Gewicht, das Gedenken wirklich Sinn und das Handeln seine Beständigkeit.

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