Die Langsamkeit Gottes – Warum das Reich Gottes in kleinen Schritten wächst

Juli 25, 2025

In vielen Bereichen unseres Lebens geht es um Tempo. Wer schnell ist, hat einen Vorteil gegenüber anderen. Wer viel leistet, gilt als erfolgreich. Auch in der Kirche wird oft nach schnellen Lösungen gefragt. Doch wenn Jesus vom Reich Gottes spricht, wählt er Bilder, die nicht zur Eile passen: ein Samenkorn (vgl. Mt 13,31–32), ein Sauerteig (vgl. Mt 13,33), ein Feld, auf dem der Same langsam wächst (vgl. Mk 4,26–29). Es ist kein Zufall, dass diese Bilder den Prozess betonen, nicht das Ergebnis.

Die Wirklichkeit des Anfangs

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte“ (Mt 13,31). Das Senfkorn ist klein und leicht zu übersehen. Man kann daran vorbeigehen, ohne zu merken, dass darin etwas lebt. Aber wer es in die Erde legt, der gibt ihm Zeit. Wachsen geschieht nicht auf Befehl. Es braucht Wasser, Licht und Geduld. So ist es auch im Glauben: Ein Wort, das auf fruchtbare Erde trifft. Ein Gedanke, der bleibt. Eine Entscheidung, die reift. All das beginnt unscheinbar. Aber es trägt das Leben in sich. Wer erwartet, dass Gott sich sofort zeigt, wird enttäuscht. Wer aber genau hinsieht, erkennt: Die ersten Zeichen sind oft verborgen. Doch sie sind nicht leer. Sie tragen das Ganze schon in sich.

Auch der Sauerteig im Gleichnis zeigt diesen Weg (vgl. Mt 13,33). Man sieht ihn nicht arbeiten. Aber er verwandelt den Teig, von innen heraus. So kommt auch das Reich Gottes nicht, indem Strukturen umgestürzt werden. Es beginnt im Innersten des Menschen, in der Weise, wie er denkt, betet und handelt. Die Wirkung ist nicht sofort sichtbar, aber sie verändert das Ganze. Wer an dieser Veränderung mitwirken will, braucht Vertrauen. Und die Bereitschaft, sich auf die Langsamkeit Gottes einzulassen.

Geduld mit Gott – und mit sich selbst

Die Langsamkeit Gottes ist kein Zeichen von Schwäche. Sie ist Ausdruck seiner Treue. Gott wirkt nicht flüchtig. Er lässt dem Guten Zeit, sich zu bewähren. Schon in der Schrift zeigt sich das: Abraham empfängt die Verheißung, Vater eines großen Volkes zu werden (Gen 12,2–4), doch es vergeht viel Zeit, bis ein Kind geboren wird (Gen 21,1–5). Auch Mose wird nicht sofort zum Führer des Volkes. Erst nach Jahren der Vorbereitung in der Wüste beginnt sein Auftrag (Ex 3,1–12). Gott ist kein Automat, der auf Knopfdruck handelt. Er führt, indem er mitgeht. Nicht, indem er drängt und Druck macht.

Diese Haltung braucht auch der Mensch. Viele Aufgaben im Leben gelingen nicht auf Anhieb. Vieles bleibt lange unklar. Manche Berufung wird erst nach Jahren deutlich. Wer aber glaubt, steht nicht über diesen Prozessen. Er steht mitten in ihnen. Christsein bedeutet nicht, immer alles zu wissen oder alles zu können. Es bedeutet, mit Gott auf dem Weg zu bleiben. Schritt für Schritt. Und das geduldig und lernbereit. Auch dort, wo der Boden trocken ist oder die Frucht auf sich warten lässt.

Jesus sagt: „Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lk 17,21). Es ist nicht erst dann da, wenn es sichtbar triumphiert. Es ist schon da, wo der Mensch beginnt, sich auf Gott einzulassen. Wo Vertrauen wächst, wo Versöhnung möglich wird und wo einer im Stillen das Gute tut, ohne Anerkennung zu erwarten. Diese kleinen Schritte haben Gewicht – vielleicht nicht vor unseren Mitmenschen, aber vor Gott auf jeden Fall.

Der Maßstab Gottes

Wer dem Reich Gottes dienen will, muss lernen, in Gottes Zeit zu leben. Nicht jedes Wachstum ist sichtbar. Nicht jede Veränderung wird gleich anerkannt. Aber was aus dem Geist Gottes kommt, bleibt. Und was bleibt, hat Bestand – auch wenn es langsam beginnt.

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