Die Kraft des Gebets – Geistliche Konzentration gegen digitale Zerstreuung

Das Handy vibriert, Nachrichten blinken auf und ständig piepst eine Erinnerung. Unsere Aufmerksamkeit springt von einer Sache zur nächsten. In dem Dauerrauschen wird es schwer, oft unmöglich, wirklich bei sich zu sein. Jesus aber lädt ein: „Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“ (Mt 6,6). Gebet ist heute vielleicht mehr denn je ein Ausweg aus der weltlichen Zerstreuung – ein Innehalten, das uns wieder zu uns selbst und vor allem zu Gott bringt.

Gebet als Ausstieg

Man greift zum Handy, um kurz die Uhrzeit zu kontrollieren – und eine halbe Stunde später ist man immer noch am Gerät. Diese Ablenkung macht nicht nur den Körper müde, sie zerstreut auch innerlich die Seele. „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir“ (Confessiones, I,1,1). Augustinus’ Worte beschreiben erstaunlich genau, was wir heute im digitalen Alltag erleben. Die Unruhe spüren wir heute in verstärkter Form: ständige Updates, Reize und Reaktionen, die uns selten zur Ruhe kommen lassen.

Das Gebet unterbricht den Strom. Es holt uns aus der Abhängigkeit von Benachrichtigungen heraus und lenkt unseren Blick weg von allem, was sofortige Aufmerksamkeit fordert. Benedikt XVI. brachte es auf den Punkt: „In der ›Schule des Gebets‹ wollen wir also den Herrn bitten, unseren Verstand und unser Herz zu erleuchten, auf dass die Beziehung zu ihm im Gebet immer tiefer, liebevoller und beständiger werde“ (Benedikt XVI., Generalaudienz, 4. Mai 2011). Beten heißt also nicht, sich von der Welt abzuschotten. Im Gegenteil: Es heißt, den Dingen einen neuen Maßstab zu geben – Gottes Maßstab.

Beten schafft einen neuen Rhythmus

Die digitale Welt kennt keinen Feierabend. Nachrichten, E-Mails, Kommentare – sie hören nie auf. Wenn wir beten, setzen wir bewusst Grenzen. Schon die Psalmen kennen feste Zeiten des Gebets: „Siebenmal am Tag singe ich dein Lob wegen der Entscheide deiner Gerechtigkeit“ (Ps 119,164). Ein solcher Rhythmus gibt Halt – nicht der Algorithmus soll den Tag bestimmen, sondern das Gebet.

Gebet heißt, sich zu sammeln. Es ist ein Schritt aus der ständigen Ablenkung, hinein in die Gegenwart Gottes. Manchmal genügt schon ein einfaches Vaterunser, gesprochen in Stille, um zu merken: Ich bin nicht gefangen in Nachrichten und Bildern, ich bin ein Mensch, der vor Gott steht.

In Gott zentriert

Gebet ist keine Flucht. Es ist eine Rückkehr zur Mitte. „Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin“ (Ps 46,11). Wer betet, schafft sich Freiräume, in denen das Herz zur Ruhe kommt – nicht, weil die digitale Welt verschwindet, sondern weil man inmitten von ihr lernt, auf Gott zu hören.

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