Die Heilige Woche – Der Weg des Menschensohnes

April 14, 2025

Die Heilige Woche hat begonnen. Wir haben ihren Anfang gestern, am Palmsonntag, gefeiert. Voller Freude und Jubel erinnerten wir uns, wie Jesus in Jerusalem einzog. Mit selbstgemachten, bunt geschmückten Palmen wurde der feierliche Gottesdienst lebendig und farbenfroh.

Doch hinter dem frohen Festtag verbirgt sich der Beginn eines tiefen und schweren Weges, der uns die wahre Bedeutung des Opfers und der Liebe zeigt. Der Anfang der Heiligen Woche ruft uns zur Reflexion und Vorbereitung auf das, was noch kommen wird: der Weg des Menschensohnes.

Dieser Weg gleicht nicht dem weltlichen Ruhm und Erfolg, sondern dem Weg des Leidens, der Hingabe und der Erlösung.

Die Stunde des Gehorsams

„Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen“ (Joh 12,27).

Jesus wusste, was ihn in Jerusalem erwartet. Ab jetzt sehen wir eine zutiefst menschliche Regung Jesu: Er kennt die Angst, er kennt die Erschütterung. Doch er lehnt sich nicht auf. Er sagt nicht: “Warum ich?” Er ist gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters. Hier liegt die wahre Größe des Sohnes – nicht im Ausweichen, sondern im Annehmen. Dieser Gehorsam ist kein blinder Zwang, sondern ein innerlich gewollter Akt der Liebe: „Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8).

Die Verherrlichung im Kreuz

Jesus sagt: „Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird“ (Joh 12,23).

Doch diese Stunde ist kein Moment äußerer Glorie. Es ist die Stunde des Kreuzes. In ihr offenbart sich nicht die Macht der Gewalt, sondern die Kraft der Liebe. In der Logik Gottes wird das Kreuz zum Thron, der Gehorsam zur Größe und die Hingabe zur Herrlichkeit. Nicht Triumph, sondern Opfer. Nicht Durchsetzung, sondern Selbsthingabe.

Hier liegt der Widerspruch, ein Skandal, an dem sich die Welt stößt – und der Glaube wächst. Denn die Verherrlichung des Menschensohnes geschieht dort, wo er sich selbst ganz hingibt.

Diese Logik erschließt Jesus in einem Bild: „Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“ (Joh 12,24). Das Gesetz des Weizenkorns ist das Gesetz des Reiches Gottes. Leben wächst aus Tod. Frucht kommt aus Hingabe. Wer sich festhält, bleibt allein. Wer sich loslässt, wird verwandelt und fruchtbar. Das Kreuz wird so zum fruchtbaren Ackerboden der Erlösung – verborgen, tief und unaufdringlich, aber unaufhaltsam wirkend.

Der Anfang des Kreuzweges

Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben“ (Joh 12,25).

Das ist kein Aufruf zur Weltverachtung, sondern zur Freiheit: Wer sich an das Irdische klammert, verliert den Blick für das, was bleibt. Wer aus Liebe loslassen kann, empfängt das Leben, das nicht vergeht. Die Stunde Jesu ist die Stunde der Entscheidung. In ihr offenbart sich, dass das Leben nicht im Festhalten gelingt, sondern im Sich-Geben. Nicht in der Angst vor dem Sterben, sondern im Mut zur Liebe. Die Liebe scheut den Tod nicht: „Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben“ (1 Joh 3,16a).

Wer Jesus sieht, sieht den Vater (Joh 14,9). Wer mit ihm geht, sieht das Licht, das die Finsternis nicht auslöschen kann (Joh 1,5).

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