Der Tod als unbequemer Lehrer – Leben und Sterben in Gottes Hand

Menschen reden heutzutage selten über den Tod. Er wirkt wie ein ungebetener Gast, der ungeladen die Gewohnheit stört. Wenige machen sich zu Lebzeiten Gedanken über den Tod, die meisten erst, wenn sie direkt mit ihm konfrontiert sind. Noch weniger halten die menschliche Ohnmacht in seinem Angesicht aus.

Was wäre, wenn wir die ständige Angst verwandeln würden? Wenn wir aufhörten, den Tod wie einen Feind zu behandeln, und ihn als Spiegel unseres Lebens wahrnähmen? Denn eines hat der Tod an sich: Er ist radikal ehrlich. In der Begegnung mit dem Tod treffen wir auch uns selbst. Er hält uns den Spiegel vor und macht sichtbar, wie sehr unser Leben auf Gott ausgerichtet ist oder noch werden muss, damit wir Ihm wahrhaft begegnen können.

Leben unter dem Blick des Todes

Viele Menschen leben so, als hätten sie unendlich Zeit. Sie wiegen sich in Sicherheit oder planen über Jahrzehnte alles voraus. Der Tod fragt aber nicht: „Bist du bereit?“, oder „Hast du alles gemacht, was du wolltest?“ Er taucht plötzlich und kompromisslos auf, fast immer ungebeten.

Die katholische Lehre erinnert uns: Mit dem Tod beginnt das ewige Leben bei Gott. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass jede Handlung Gewicht hat. Wer dies ernst nimmt, lebt bewusst, entschlossen und in beständiger Ausrichtung auf Gott. Der Tod ist dann nur eine Schwelle. Wer dies jedoch ignoriert und sich keine Gedanken darüber macht, verschwendet Zeit, die nie wiederkehrt.

Sterben in Gottes Hand

Wir haben in Gottes Hand die Erlaubnis zu sterben. Das hört sich seltsam an. Doch das ist konsequenter Katholizismus: das Loslassen, die Hingabe und das Vertrauen in Gottes Urteil. „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben – wir gehören dem Herrn“ (Röm 14,8). Leben und Sterben in Gottes Hand heißt, Schmerz, Angst und Vergänglichkeit begegnen ohne Illusionen. Der Tod wird so nicht zum Ende, sondern zum Übergang in Gottes Gegenwart, die allein unser Leben hält.

Die Provokation liegt darin: Wir leben oft so, als könnten wir uns selbst retten, als könnten wir unser Leben perfektionieren oder den Tod austricksen. Ja, wir denken sogar, wir könnten ewig leben mithilfe von Wissen und Technik. Die Wahrheit ist härter: Niemand kann sich selbst retten oder den Tod kontrollieren. Nur Gott hat das letzte Wort.

Entscheidungen, Beziehungen, Gebet – alles bekommt Gewicht, wenn wir das erkennen. Nur so leben wir echt im Hier und Jetzt. Andernfalls verschiebt man sein Leben in die Bedeutungslosigkeit, bis der Tod einen aufweckt. Die Zeit, ihm würdevoll zu begegnen, haben wir dann vielleicht nicht mehr.

Einladung zur Wachheit

Der Tod fordert unser ganzes Leben im wahrsten Sinne heraus. Wir sollen uns selbst klar sehen.„Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz“ (Ps 90,12). Wir müssen also so leben, dass wir auch bereit sind zu sterben. Das heißt konkret: ehrlich mit uns selbst sein, mit anderen und mit Gott. Leben unter dem Blick des Todes bedeutet keine Zeitverschwendung. Wer in Gottes Hand bereit ist zu sterben, erlebt die wahre Freiheit des Lebens, die nur Gott geben kann.
Hören wir auf zu tun, als hätten wir Zeit, die wir nicht haben. Stellen wir uns dem Tod. Und leben wir so, dass wir ihm ohne Ausreden begegnen können.

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