Autor: Lukasz Holfeld
Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Der heilige Apostel Thomas – Aus Zweifel zum Bekenntnis

Heute feiert die Kirche den heiligen Apostel Thomas. Er war einer der Zwölf, berufen vom Herrn selbst. Er ist mitgegangen durch Galiläa und Judäa, war Zeuge der Wunder und Zuhörer der Wahrheit. Und doch ist es gerade Thomas, der durch seinen Zweifel berühmt geworden ist. Als die anderen Jünger bekennen, Jesus sei auferstanden, bleibt er zurückhaltend. Er wollte sehen und berühren, mit anderen Worten: Er wollte sich vergewissern.
Ein glaubwürdiges Fragen und Suchen
Der heilige Thomas hat dem Herrn nicht misstraut. Aber er hat sich selbst nicht vorgemacht, dass Hören-Sagen allein genügt. Ihm war das Wort nicht fremd, doch er wusste: Wenn dieser Gekreuzigte wirklich lebt, dann darf und kann man ihn auch sehen, wie auch berühren. Als die Jünger ihm voller Freude vom Ostertag berichten, sagt er: Das ist ja schön und gut. Aber mir reicht die Hoffnung nicht, ich will gewiss sein.
Thomas’ Zweifel sind Ausdruck einer Sehnsucht, die bis in die Tiefen des Herzens reichen. Und Jesus nimmt seine Sehnsucht auf. „Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite“, sagt er (Joh 20,27), und gerade dadurch wird Thomas zum Zeugen, der nicht nur glaubt, was andere erzählen, sondern was er von sich aus erkannt hat.
Das Bekenntnis, das Thomas dann spricht – „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28) – ist eine der tiefsten Bekenntnisse des ganzen Evangeliums. Thomas fällt nicht auf die Knie vor einem Gedanken, sondern vor dem auferstandenen Christus, der sich ihm zeigt. Der Glaube des Thomas ist nicht kleiner, weil er Fragen hatte. Er ist gereift, weil er durch das Fragen hindurch gewachsen ist. Durch die Berührung der Wunde erkennt Thomas: Der Gekreuzigte ist wirklich und leibhaftig auferstanden.

Ein Herr, der sich finden lässt
Der Wunsch nach einem Zeichen, nach einem Beweis, ist kein modernes Phänomen. Schon im Alten Bund bat man Gott, das Unsichtbare durch etwas Sichtbares zu bestätigen. Als Gideon um Bestätigung seines Auftrags bittet, schenkt ihm Gott das Zeichen mit dem Tau auf dem Vlies – und sogar noch ein zweites, als Gideon wieder fragt (Ri 6,36–40). „Erbitte dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott“ (Jes 7,11) wird Ahas gefordert. Und obwohl Ahas sich weigert, gibt Gott selbst ein Zeichen: „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau hat empfangen, sie gebiert einen Sohn und wird ihm den Namen Immanuel geben“ (Jes 7,14). Der lebendige Gott stellt sich nicht gegen die Suche, wenn sie ehrlich ist. Er verweigert sich nicht, wo ein Herz ihn wirklich erkennen will.
Der heilige Thomas steht also nicht gegen die Linie des wahren Glaubens. Er ist nicht der Letzte der Zwölf, der glaubt, sondern einer der Ersten, der Christus bekennt, weil er gesucht hat. Auch wir heute tragen diese Spannung in uns: Wir hören von der Auferstehung, aber wir sehen das Kreuz. Wir hören von Leben, aber erleben den Tod. Und so bitten wir, mit Worten oder mit Blicken, um ein Zeichen, um etwas Greifbares. Gott verurteilt das nicht. Er weiß, dass unser Glaube Zeit und Nahrung braucht. Der auferstandene Christus kommt ja gerade deshalb noch einmal in den Raum, nur für Thomas. Und auch heute schenkt er uns Spuren seines Lebens: in der Eucharistie, im Zeugnis der Heiligen, vor allem durch seine Treue.

Der Weg des Glaubens
„Sei nicht ungläubig, sondern gläubig“ (Joh 20,27). Das ist kein Tadel Jesu. Es ist eine Einladung. Der Weg des heiligen Thomas ist ein Weg für uns. Für die, die glauben möchten und doch zurückschrecken. Für die, die nicht leugnen, aber auch nicht vorschnell bekennen. Für die, denen Worte allein nicht genügen. Und gerade ihnen sagt Christus: Ich bin da.
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