Der dritte Advent – Freude in der Wachsamkeit

Der dritte Advent rückt die Freude in den Fokus. Nicht wunderlich, da viele den Advent mit Kerzenlicht, stimmungsvoller Atmosphäre und einer freundlichen Erwartung verbinden. Diese Freude hat ihren berechtigten Platz.

Die Liturgie meint mit Freude mehr. Sie ist keine angenehme Stimmung und kein innerer Ausgleich. Die Kirche spricht von einer Freude, die Bestand hat, auch wenn die äußeren Umstände keine Leichtigkeit erlauben. Genau darin liegt ihre theologische Schärfe. Der dritte Advent lädt nicht zur Entspannung ein. Er fordert eine bewusste Ausrichtung des Herzens. Freude wird hier nicht erzeugt. Sie wird erkannt und angenommen.

Freude und Hoffnung

Die zentrale Stimme des Advents ist Johannes der Täufer. Er lebt asketisch, spricht hart und kündigt das Kommen Christi an. In seinem Umfeld erscheint Freude nicht als Gefühl, sondern als Folge einer Zusage der Nähe Gottes: „Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Mt 3,11), also: Freut euch! Diese Gedanken führen die Evangelien weiter. Als der Engel zu den Hirten sagte: „Ich verkünde euch eine große Freude“ (Lk 2,10), hat er die adventliche Freude gebracht. Keiner der Hirten hat sie selbst erzeugt.

Die adventliche Freude entsteht aus Beziehung. Christus ist geboren. Für die Welt und für uns. Der Apostel Paulus formuliert das deutlich: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ (Phil 4,4). Er schreibt dies aus der Gefangenschaft heraus. Wie kann er sich unter solchen Umständen freuen? Weil die Freude in der Treue Gottes gründet und nicht in Sicherheit oder Konformität. Sie hängt nicht an den Ereignissen der Welt oder an einer bestimmten Person. Diese Art der Freude ist Frucht der Liebe. Sie entspringt dem Wissen, geliebt zu sein.

Theologisch ist das entscheidend. Freude wird hier zu einer Haltung, die sich nicht von Überforderung oder Enttäuschung bestimmen lässt. Krankheit, Schuld und Zerbruch verschwinden nicht mit dem Anzünden der Kerzen. Die Freude des Advents ignoriert diese Realität nicht. Sie setzt ihr etwas entgegen und widerspricht der inneren Ermüdung, die sich ausbreitet, wenn Hoffnung auf Dauer enttäuscht wird.

Deshalb braucht der Mensch eine Hoffnung, die über das hinausgeht, was er selbst machen und leisten kann. Adventliche Freude entsteht aus dieser Hoffnung. Sie bewahrt den Menschen davor, sich mit dem bloßen Vorläufigem abzufinden. Sie hält die Erwartung wach, dass Gott handelt, auch wenn sein Handeln noch nicht sichtbar abgeschlossen ist.

Freude und Wachsamkeit

Mit der Geburt Jesu greift Gott sichtbar in das Weltgeschehen ein. Das verändert alles. Die Geschichte bleibt nicht sich selbst überlassen. Doch Gottes Handeln ist damit nicht abgeschlossen. Er hat mit der Welt weiterhin etwas vor. Der Advent soll uns daran erinnern, dass Gottes Eingreifen nicht nur Vergangenheit ist, vielmehr Erwartung bleibt. „Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde“ (Mt 25,13).

Jesu Aufforderung richtet sich nicht an ängstliche Menschen, die ständig mit dem Schlimmsten rechnen. Er richtet sich an Glaubende, die ihre Wirklichkeit offenhalten für Gott. Wachsamkeit bedeutet hier Aufmerksamkeit für Gottes Gegenwart und für sein kommendes Handeln. Darum gehören Wachsamkeit und Freude im Advent untrennbar zusammen. Wer wacht, bleibt aufmerksam. Wer sich wirklich freut, rechnet auch immer mit Gott. Und Gott bleibt nicht fern. Er kommt dem Menschen entgegen, oft anders als erwartet, oft leise, oft gegen die gewohnten Sicherheiten.

Die adventliche Freude ist geistlich nüchtern. Sie kennt das Dunkel der Welt. Sie weiß um Gewalt, Scheitern und Schuld. Gleichzeitig lässt sie sich davon nicht beherrschen. Sie hält fest an der Zusage Gottes, dass diese Welt nicht im Dunkel endet. In diesem Sinn ist die Freude des Advents eine Schule des Glaubens. Wer sie lernt, lebt im offenen Horizont Gottes.

Freude, die wirklich trägt

Die adventliche Freude ist eine geistliche Haltung. Sie nimmt die Wirklichkeit ernst und rechnet dennoch damit, dass Gott sich der Welt zuwendet. Advent bedeutet, wach zu sein für sein Kommen. Aus dieser Gewissheit wächst eine Freude, die nicht laut auftreten muss, um wirklich zu sein.

Vielleicht ist die entscheidende Frage im Advent nicht, ob genug Licht da ist, sondern ob wir uns noch ernsthaft freuen und damit rechnen, dass Gott überhaupt eingreift.

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