Christkönigsfest – Ein unerwarteter König

Gestern haben wir feierlich das Fest des Christkönigs begangen. Ein Fest, das uns daran erinnert, dass Christus über alles herrscht. Doch sein Königtum widerspricht den Maßstäben der Welt, es „ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36). Und Christus herrscht nicht durch Macht, Reichtum oder politische Positionen. Vielmehr trägt Er sein Erlösungswerk wie ein Banner. Er tritt nicht an mit Zepter und Heer, sondern mit dem Kreuz, mit Wahrheit und mit dem Geschenk seiner Liebe.

Fragen wir uns mal: Dienen wir einem König, der unser Herz verändert, oder suchen wir Schutz in menschlichen Ordnungen, die seinen Anspruch begrenzen? Christkönig fordert, dass wir uns entscheiden – für ihn, gegen die Bequemlichkeit der Welt und für ein Leben unter seiner geistigen Herrschaft.

Die universale und geistige Königsherrschaft Christi

Papst Pius XI. hat das Christkönigsfest 1925 in den liturgischen Kalender eingeführt. Es war eine Zeit der politischen und wirtschaftlichen Umbrüche und Unsicherheiten. Das Fest sollte die Gläubigen daran erinnern, dass jede Ordnung der Welt ihr Maß erst dort findet, wo Christus als wahrer Herr anerkannt wird.

Im Blick auf das Königtum Christi führt er in seiner Enzyklika Quas Primas aus: „Doch ist diese Herrschaft vor allem geistiger Natur und betrifft die geistigen Belange“ (Pius XI., Quas Primas 17). Für Pius XI. ist klar: Die Herrschaft Christi ist keine Usurpation. Die Macht Christi wurzelt in der hypostatischen Union – in der untrennbaren Verbindung seiner göttlichen und menschlichen Natur.
Diese geistige Dimension Seines Königtums bedeutet nicht, dass Christus sich aus weltlichen Angelegenheiten heraushält. Denn die Souveränität gilt allen Geschöpfen: „Alles hat er seinen Füßen unterworfen“ (1 Kor 15,27), bis er selbst „der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei“ (1 Kor 15,28).

Das Zweite Vatikanische Konzil betont (Lumen Gentium 36) zudem, dass Christus den Gläubigen Seine königliche Macht weitergibt: „Diese Gewalt teilte er seinen Jüngern mit, damit auch sie in königlicher Freiheit stehen und durch Selbstverleugnung und ein heiliges Leben das Reich der Sünde in sich selbst besiegen (vgl. Röm 6,12), aber auch Christus in den anderen dienen und ihre Brüder in Demut und Geduld zu dem König hinführen, dem zu dienen herrschen bedeutet. Der Herr will ja sein Reich auch durch die gläubigen Laien ausbreiten, das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“ (Lumen Gentium 36). Das bedeutet konkret: Christus übt sein Königtum in der Gestalt des Dieners aus. Sein Reich wächst durch Umkehr und Gnade, die den Menschen geistig verwandeln. Wer ihm die Krone anvertraut, verliert keine Freiheit. Er gewinnt eine Freiheit, die aus seiner Nähe kommt und den Menschen innerlich richtet, klärt und aufrichtet.

Die Herrschaft Christi als Herausforderung für Kirche und Welt

Wenn Christus König ist, dann fordert sein Königtum eine radikale Umkehr gegenüber den Machtstrukturen dieser Welt – und das jederzeit. In seiner Enzyklika warnt Pius XI. vor einem Laizismus, der Christus aus dem öffentlichen Leben verdrängt, und erinnert daran, dass sein Anspruch auch gesellschaftlich ist. Das Christkönigsfest wird damit zu einem lauten, teils politisch aufgeladenen Symbol: Es ist ein Ruf, dass Staaten und Kulturen Christus als König anerkennen sollen. Einige Theologen sehen hierin eine sozialtheologische Herausforderung: Die Herrschaft Christi ist nicht auf die Privatsphäre beschränkt, sie hat eine öffentliche Dimension.

Gleichzeitig ist dieses Königtum kein triumphalistisches Machtprogramm. Christus ist König, doch sein Königreich manifestiert sich in Demut, Geduld und Dienst. Die Spannung – zwischen geistlicher Herrschaft und öffentlichem Anspruch – ist eine Provokation: Wenn wir Christus wirklich als König anerkennen, müssen wir uns fragen, ob unser politisches, gesellschaftliches und persönliches Leben seiner Königsherrschaft entspricht. Leben wir so, dass sein Reich wächst – in Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Wahrheit und Liebe – oder verweigern wir ihm Teile unseres Lebens, weil sie unbequem oder „zu weltlich“ erscheinen?

Leben unter dem wahren König

Das Fest des Christkönigs stellt eine unbequeme Frage: Wer oder was regiert mein Leben wirklich? Christus beansprucht kein Randgebiet des Herzens. Er fordert den ganzen Menschen, denn „niemand kann zwei Herren dienen“ (Mt 6,24). Sein Königtum ruft nicht zu bloßer Anstrengung auf, es verlangt eine Neuordnung des inneren Kompasses nach seinem Geist – im Wollen und im Handeln.

Christus will nicht als Idee verehrt werden. Er will als Herr bekannt werden – im persönlichen Gebet, im öffentlichen Bekenntnis, im Umgang mit Macht und Geld, im Blick auf die Verwundeten dieser Welt. Jede Entscheidung, die seinem Anspruch widerspricht, entlarvt unsere Lippenbekenntnisse. Oder anders gesagt: Christus als König zu feiern und ihm dennoch keinen Raum im Alltag zu geben, bleibt ein Widerspruch.

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