Der vierte Advent der Erwartung – Zeit des stillen Empfangens

Der vierte Advent beginnt bald. Dann brennt der Kranz vollständig. Gleichzeitig markieren die vier brennenden Kerzen die letzten Tage der Erwartung auf das Kommen Christi. Die Liturgie lenkt den Blick bewusst auf die innere Haltung: „Alle Welt schweige in der Gegenwart des HERRN. Denn er tritt hervor aus seiner heiligen Wohnung“ (Sach 2,17). Das Schweigen beschreibt keine Stimmung oder das erzeugen einer ruhigen Atmosphäre, sondern die Bereitschaft, Gottes Handeln wahrzunehmen, bzw eine Haltung des Empfangens.

Gott im Verborgenen

Die Schrift zeigt mehrfach, dass Gottes Handeln nicht durch spektakuläre Ereignisse demonstriert wird. Als Elija am Berg Horeb Gott begegnet, kommt der Herr ihm ganz unerwartet: „Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der HERR war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln“ (1 Kön 19,12). Elija sucht zunächst in den großen, sichtbaren Zeichen. Erst im leisen Säuseln bemerkt er die Gegenwart, tritt hinaus und verhüllt sein Gesicht mit dem Mantel. Die Geschichte macht deutlich, dass Gottes Handlung hier in einem leisen Vorgang besteht. Das Hören und Wahrnehmen ist entscheidend, nicht die äußere Wirkung.

Ein ähnliches Muster zeigt sich bei Mose. Am brennenden Dornbusch erkennt er den göttlichen Auftrag: „Der Dornbusch brannte im Feuer, aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt“ (Ex 3,2). Die Szene findet abseits von Zivilisation, Stadt und Tempel statt. Der Dornbusch ist sichtbar, erzeugt jedoch keine laute oder öffentliche Wirkung. Mose reagiert auf das, was er sieht und hört, indem er auf den Auftrag eingeht, den Gott ihm aufgibt.

Beide Erzählungen enthalten mehrere Elemente: Elija und Mose befinden sich an abgelegenen Orten, sie bemerken zunächst Ungewöhnliches, treten dann aktiv hinzu, hören Gott und reagieren durch Worte oder Gesten. Die Bibel stellt auf das Kommen Gottes die Reaktion des Menschen in den Mittelpunkt.

Maria und Josef

Im Advent wird dieses Prinzip weitergeführt. Maria reagiert auf die Verkündigung durch innere Zustimmung: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38). Der Evangelist beschreibt klar eine bewusste Entscheidung. Maria akzeptiert die übermittelte Botschaft und ordnet ihr Leben daran aus. Ihre Handlung besteht in innerer Zustimmung. Ihre Reaktion bildet die Grundlage für die später sichtbare Menschwerdung Christi.

Josef handelt ebenfalls gezielt und still: „Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich“ (Mt 1,24). Er setzt den Auftrag praktisch um, ohne dass dies öffentlich oder auffällig geschieht. Beide, Maria und Josef, handeln in ihrem Alltag, hören auf die übermittelte Botschaft und setzen sie konkret um. Die Bibel beschreibt ihre Schritte als konkrete Vorbereitung auf die Geburt Christi. Hier wird deutlich, dass Gottes Handeln durch einfache, nachvollziehbare Handlungen von Menschen wirksam wird, ohne dass Äußeres überhaupt nötig ist.

Erste Zeugen im Alltag

Es ist kein Zufall, dass die ersten, die von der Geburt Jesu erfahren, Hirten auf dem Feld sind: „In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde“ (Lk 2,8). Sie stehen außerhalb religiöser und sozialer Zentren und erfahren die Botschaft in ihrem Alltag. Weihnachten zeigt uns Jahr für Jahr, dass das entscheidende Geschehen nicht an einen besonderen Ort oder an öffentliche Zeremonien gebunden ist. Ganz im Gegenteil: Die Schrift macht deutlich, dass Gottes Handeln dort wirksam ist, wo Menschen hören und entsprechend handeln.

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