Gehorsam als lebendiger Glaube

Juni 6, 2025

Jesus gebot den Jüngern, Jerusalem nicht zu verlassen (Apg 1,4). Diese Anweisung irritiert zunächst: Warum hält er sie zurück? Die Jünger haben den Auferstandenen gesehen und seine Himmelfahrt erlebt. Sie tragen das größte Zeugnis in sich – und doch dürfen sie nichts tun. Gerade darin liegt der Anfang echten, wahren Glaubens: nicht im Sprechen und nicht im Handeln, sondern im Hören und im Empfangen. Der Glaube beginnt dort, wo der Mensch auf das Wort vertraut, bevor er es versteht.

Die Leere vor dem Geist

Die Jünger spüren, dass sie nicht aus sich handeln können. Ihr Glaube ist noch kein Feuer. Ohne den Geist bliebe alles Zeugnis bloßes Reden ohne Wirkung. „Denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,5). Die Kirche beginnt aus einem scheinbaren Mangel, nämlich aus der Einsicht, dass der Mensch den Glauben als Gabe Gottes empfangen muss.

Deshalb „verharrten dort einmütig im Gebet“ (Apg 1,14) alle Anwesenden. Das gemeinsame Rufen der Versammelten ist kein Versuch, Gott herbeizuzwingen. Es ist ein Ausdruck der Haltung, aus der alles wächst: Gehorsam. Das Warten im Gehorsam ist der eigentliche Beginn des missionarischen Handelns der Jünger. Noch unsichtbar, aber innerlich offen – bereit, zu empfangen, was Gott ihnen geben will.

Die Gabe von oben

Der Heilige Geist kommt nicht als Antwort auf menschliche Sehnsucht, sondern auf göttliche Verheißung. „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird“ (Apg 1,8). Diese Kraft wird als Geschenk von außen gegeben. Die Jünger sind keineswegs eigenständige Initiatoren ihrer Sendung. Sie machen nicht den ersten Schritt. Vielmehr sind sie Gefäße, die sich freiwillig mit göttlicher Kraft füllen lassen. So schaffen die Jünger, aber auch die anwesenden Frauen, Raum für das Wirken Gottes. Darin liegt der wesentliche Unterschied zwischen wahrer christlicher Sendung und bloßem, oft blinden religiösem Aktivismus.

Erst mit dem Kommen des Heiligen Geistes wird die Kirche wirklich Kirche. Erst jetzt beginnt das Verstehen, das Sprechen und das Handeln. Alles, was die Jünger vorher gehört und getan haben, war Vorbereitung. Die Gaben des Geistes – Weisheit, Erkenntnis, Rat, Stärke, Einsicht, Frömmigkeit und Gottesfurcht – machen die Jünger erst fähig zu glauben. Und das existenziell.

Der Anfang liegt im Bleiben

Was nach Stillstand aussieht, ist in Wahrheit der entscheidende Anfang. Die Kirche wird aus Gehorsam geboren. Die Jünger bleiben nicht wirklich stehen, weil sie sich fürchten. Sie verharren zusammen, weil sie das Wort Jesu ernst nehmen. „Ihr aber bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet!“ (Lk 24,49). Erst dann beginnt das, was Sendung wirklich bedeutet. Das Empfangen des göttlichen Geistes macht den Apostel. Und nur wer im Gehorsam bleibt, empfängt die Gaben des Heiligen Geistes. Und wer sie empfängt, kann senden – mit der Kraft Gottes.

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