Christus erhoben – der König auf dem Thron

Mai 30, 2025

„Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes“ (Mk 16,19).

Der Himmel, zu dem Christus erhoben wird, ist kein physischer Ort jenseits des Weltalls. Dieser Himmel ist die Sphäre Gottes. Christus tritt in sie ein, nicht, um sich von der Welt zu entfernen. Seine Himmelfahrt offenbart seine Herrschaft. Es ist einem König eigen, seine Herrschaft durch einen königlichen Akt zu festigen – eine liturgische Inthronisation im himmlischen Tempel.

Der Menschensohn erhält das Reich

Die frühe Kirche verankerte das Geschehen der Himmelfahrt in der Theologie des Alten Testaments. Ein zentraler Text ist das Buch Daniel: „Immer noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter“ (Dan 7,13–14). Die Kirchenväter sahen hierin eine messianische Vision, die in der Erhöhung Jesu Wirklichkeit wird.

Christus selbst bestätigt dies: „Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde“ (Mt 28,18). Der Menschensohn empfängt das Reich – jetzt und nicht erst am Ende der Zeiten. Schon jetzt thront er zur Rechten des Vaters (Hebr 1,3). Die Himmelfahrt ist also nicht nur ein Übergang, sondern die Enthüllung des ewigen Status Christi als Herrscher, als Kyrios, als der, vor dem sich „jedes Knie“ beugt (Phil 2,10).

König, jetzt und immer

Christus herrscht. Seine Königsherrschaft ist eine gegenwärtige Wirklichkeit und keine Hoffnung in ferner Zukunft. Der Himmel ist offen. Wer glaubt, steht unter einer neuen Realität: Das Reich Gottes ist mit Christus vollkommen in die Welt eingebrochen. „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36), sagt er vor Pilatus. Und doch ist dieses Reich konkret – im Sakrament, in der Kirche, in der Gnade, die den Menschen verwandelt.

Die Art Christi Herrschaft ist anders. Christus regiert nicht wie die Fürsten der Erde (Lk 22,25–26). Seine Macht zeigt sich im Kreuz, seine Autorität in der Demut. Augustinus bringt diese paradoxe Nähe auf den Punkt: „Durch seinen Tod hat er den Tod besiegt; durch die Auferstehung das Leben erlangt; durch die Himmelfahrt seine Macht demonstriert. Dadurch ist der Weg zu Gott frei; der Weg ist geöffnet für jene, die durch Glauben und Werke die Gemeinschaft mit ihm suchen.“ (vgl. Augustinus von Hippo Sermo 264, De Ascensione Domini).

Seine Gegenwart ist real, wenn auch nicht sichtbar – nicht mehr durch Berührung oder das Auge, sondern durch den Glauben und die Sakramente.

Himmel ist Auftrag

Der Blick der Jünger geht nach oben – verständlich. Doch zwei Engel stellen sie zur Rede: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ (Apg 1,11). Von nun an soll die Kirche nicht nur schauen. Sie soll handeln. Die Erhebung Christi ist zugleich Sendung für seine Jünger: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19). Sie leben aus der Kraft dessen, der erhöht ist und doch nahe bleibt: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

Leo der Große beschreibt dies in kraftvoller Theologie: „Was daher an unserem Erlöser sichtbar gewesen ist, das ist in die Sakramente übergegangen. Und damit der Glaube sich durch größere Stärke auszeichnete, folgte auf das Sehen die Lehre. Deren Autorität folgen die Herzen der Gläubigen, die durch das himmlische Licht erleuchtet sind.“ (vgl. Leo der Große. Homilie Tract. 74, 1-2).

Die Kirche lebt also aus der Himmelfahrt – weil Christus erhöht wurde, weil er herrscht und weil wir gesandt sind. Die Himmel sind offen – und der König ist auf dem Thron.

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